Technorama-Fassade in Bewegung: Das Wind Veil erklärt

Seit über 40 Jahren prägt Jörg Moor das Technorama mit seiner Arbeit. Er begann einst in der Hauswartvertretung, leitete später viele Jahre die Werkstatt und konzentriert sich heute als Teil des Teams Entwicklung und Didaktik auf die Entwicklung neuer Exponate. Unzählige seiner Ideen sind in den Ausstellungen zu sehen. Jörg Moor hat über die Jahre unzählige Ausstellungen betreut, Exponate entwickelt und Bauprojekte begleitet – zuletzt auch den Park «Technorama Draussen». Im Interview spricht er über eines der auffälligsten Exponate am Gebäude selbst: das Wind Veil.

Wie kam das Wind Veil eigentlich ans Technorama?

Das Wind Veil stammt vom US-amerikanischen Künstler Ned Kahn. Er war früher im «Exploratorium» in San Francisco tätig, machte sich dann selbstständig und hat in den USA einige Gebäude mit solchen bewegten Fassaden ausgestattet. Als wir 2002 den Eingangsbereich des Technorama umgebaut haben, wollten wir auch die Fassade neugestalten. Wir haben Ned Kahn gefragt, was er sich dafür vorstellen könnte, und er schlug das Wind Veil vor. Da wir bereits mit ihm zusammengearbeitet hatten – etwa beim Feuertornado und anderen Exponaten der Ausstellung «Wasser, Natur, Chaos» – waren wir schnell überzeugt.

Was hat das Wind Veil damals gekostet?

Das war ein ziemlich großes Projekt. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 600’000 Schweizer Franken. Wir mussten selbst nach passenden Sponsoren suchen, um das Projekt überhaupt finanzieren zu können. Zur Eröffnung gab es dann sogar ein Feuerwerk – die Fassade wurde farbig beleuchtet und die Präsentation des Wind Veils war gleichzeitig auch der feierliche Abschluss des damaligen Umbaus.

Wie genau funktioniert das Wind Veil eigentlich?

Die Fassade besteht aus etwa 40’000 kleinen, natureloxierten Aluminiumplättchen, die jeweils etwa fünf Gramm wiegen. Diese sind oben befestigt und können sich frei nach vorne und hinten bewegen. Es gab vorher Tests, um zu schauen, wie sie auf Wind, Witterung und Lärm reagieren – und die Ergebnisse waren sehr überzeugend. Die Plättchen haben sich erstaunlich gut gehalten. Nur bei Hagel entstehen ab und zu Schäden. Zweimal im Jahr müssen wir einzelne Plättchen wieder geradebiegen – das ist ein bisschen wie ein defekter Pixel auf einem Bildschirm.

Und was genau sieht man, wenn man davorsteht?

Der Name sagt es schon: Das Wind Veil macht Wind sichtbar. Man sieht, wie sich der Wind über die Fassade bewegt – in Form von Wellen, die durch die Plättchen laufen. Dadurch entsteht ein faszinierendes Spiel aus Bewegung und Licht. Zum Teil wirkt es auch wie eine Spiegelwand, die zeigt, was das Wetter gerade macht. Es ist ein Exponat, das den Wind nicht nur spürbar tatsächlich sichtbar macht.

Im Rahmen von TECHNORAMA 2050 soll sich auch das Wind Veil verändern. Was ist geplant?

Im Zuge von TECHNORAMA 2050 planen wir, die gesamte Fassade zu erneuern und gleichzeitig zu erweitern. Es kommen etwa 25 neue Elemente hinzu mit circa 3’300 zusätzlichen Plättchen. Wir arbeiten wieder mit Ned Kahn zusammen und verwenden dabei eine neue Generation von Plättchen, die noch langlebiger sind. Das wird ein spannender Schritt in die Zukunft dieses besonderen Exponats.